Vacha-Philippstal
Die Grenze zwischen Vacha (DDR) und Philippstal (Bundesrepublik) war sehr markant. Zum einen durch die mittelalterliche Steinbogenbrücke über die Werra (heute "Brücke der Einheit"), zum anderen durch die Druckerei Hossfeld. Das Haus Hoßfeld mit Wohnhaus und Druckerei wurde 1890 unmittelbar an der thüringischen Landesgrenze erbaut. Die Druckerei trug zunächst den Namen "Hoßfeld`sche Hofbuchdruckerei" und war Herausgeber der "Rhön-Zeitung", die von 1893 bis 1941 als Tageszeitung überwiegend im Thüringer Raum erschien. Als Firmensitz war Philippsthal-Vacha eingetragen, da die Steuern im damaligen Preußen niedriger waren als in Thüringen. Die Firma erweiterte 1924 ihre Räume über die Landesgrenze hinaus und verlegte die Druckmaschinen auf thüringisches Gebiet. Das Objekt befand sich nunmehr zu einem Zwölftel auf thüringischem Gebiet (nun flossen auch hierhin die schon lange geforderten Steuern) und zu elf Zwölftel auf preußischem Gebiet.
Als sich in den Nachkriegsjahren die Grenze mehr und mehr schloss, enstand ein Kuriosum: Die Grenze zwischen den Machtblöcken verlief mitten durch das Hoßfeldsche Haus. In der Silvesternacht 1951/52 wurden die Druckmaschinen wegen der Gefahr der Enteignung wieder in den hessischen Gebäudeteil gebracht und die Verbindungstür zugemauert. Daraufhin verwehrte die DDR der Besitzerin jeglichen Zugang zu dieser Haushälfte und gestattete auch dringend notwendige Reparaturen nicht.
Im Ergebnis der Tätigkeit der gemeinsamen Grenzkommission beider deutscher Staaten wurde das thüringische Zwölftel mit Wirkung vom 1. Januar 1976 wieder an Frau Hoßfeld zur Benutzung übergeben. Und die Grenze verlief nun in einigen Metern Abstand um das Haus Hoßfeld herum.